Das Orchester spielt die neuesten Hits

Da hat der Telly sonst nicht viel zu bieten und, was sonst, man lässt die Glotze trotzdem an, weil irgendwo Zerstreuung her muss. Damit man die sonstige Sch… im Leben erträgt.

Jedenfalls am Abend an einem Wochentag. Und da kommt dann am Montag das sogenannte „Promi-Special“ bei „Wer wird Millionär?“ Da wird also um Spenden gespielt, welche man auch ohne Spiel aus den mittlerweile reichhaltigen Mitteln von RTL an den „Mann“ bringen könnte. OK, Spiel muss sein und gegen Spenden ist auch nichts zu sagen. Gibt also Schimmeres.

Schlimm ist jedoch, dass man genau weiß, wie so etwas abläuft und was die sogenannten „Prominenten“ von sich geben werden. Die Fragen sind für diese dann auch etwas harmloser gewählt. Dank der Redaktion. Ein Beispiel von heute: „Womit hat denn der VDH zu tun? Ah, mit Möpsen, weil ist ja der Verein Deutsches Hundewesen.“ Die Abkürzung kenne ich aber auch anders. Hihi. OK, zurück zum Thema. Denn das war ja fast eine schwierige Frage.

Ab 32000 Euro wird’s dann auch in der Promi-Version etwas schwieriger. In den Pausen werden die Anrufer dann mit 50 Cent pro SMS abgezockt. Ähhm, muss das sein? Ansonsten kann man die Reihenfolge, wer nacheinander auf dem Stuhl Platz nehmen darf, leicht vorhersagen. Bei der Höhe des Gewinns wird’s etwas schwieriger. Im Allgemeinen:

Erster: Journalist, der gut reden kann und der viel Hilfe von den Bänken bekommt.
Zweiter: Politiker, der auf sich selbst gestellt ist.
Dritter: Fussball-Trainer mit Halbbildung.
Vierter: Showsülzen, denen schlechtes Abschneiden leicht verziehen wird.

So geschehen in etwa auch heute, Überraschungen gibt es natürlich immer. Positive Überraschungen nimmt man dann auch gern hin. Einerseits vom Wissen her, andererseits auch von den Sympathiewerten her. Denn manchmal sind tatsächlich gute Leute dabei, denen man ihre Profession als Unterhalter auch nicht übelnehmen will. Ist ja ein freies Land.

Schlimm beim nicht schlechten Herrn Bosbach (seines Zeichens CDU-Politiker) heute, dass man merkt, dass er am Ende keine Kennung über das wahre Leben hat. Weil eben die alte Waschmaschine aus DDR-Zeiten zum Westradio empfangen gut sein soll und nicht zum Einwecken von Obst. Keine Kennung, dass so ein Ding auch heizen kann. Nein, das empfängt laut ihm dann die Radiowellen vom ehemaligen Klassenfeind. Nicht der Ernst, oder?
Na gut, nicht jeder ist Elektriker und nicht jeder beschäftigt sich mit unserer deutsch-deutschen Vergangenheit. Aber gerade deshalb traurig. Und trotzdem ist so jemand natürlich immer meine erste Wahl, denn die anderen sind ja eh noch viel mehr die Aussetzer. Nun gut, lassen wir dann mal die zwei Sportnasen Waldi und Daum weg, die haben sich im Rahmen der Erwartungen geschlagen.

Und kommen zum anderen Extrem. Denn schaut man sich so unser Unterhaltungspersonal an, dann muss man sich nicht wundern, wenn es demnächst noch schneller bergab geht. So etwa mit den Geissens. „Frau Geiss“ gibt das beste Beispiel ab, dass man nur dumm genug sein muss, um am Ende Millionen zu scheffeln. Sei es auch nur, den richtigen Mann zu heiraten, der aber auch recht schnell an seine Grenzen stößt. Das heißt dann „Self-Made-Millionär“. Na gut, man hat sich eben erfolgreich durch die seichte Welt geschummelt. Unsympathisch sind sie mir auch nicht, aber die Massenwirksamkeit dieser Seichtigkeit ist eben ganz und gar nicht akzeptabel für mich. Wenn wir das wirklich unseren Jungs und Mädels so vermitteln wollen, na dann gute Nacht.

Und das ist in den meisten Fällen dann auch keine Show-Mache mehr, denn oft unterstellt man ja „vorgetäuschte Dummheit“ zum Wohle der Showwirkung. Denn Dummheit ist ja Tele-wirksam. Das Pärchen hat seinen Job jedenfalls „gut“ gemacht. Und schummelte sich viel über Film und Fernsehen. Ist damit weit gekommen und hat auch 125.000 Euro „gewonnen“.

Weiter so liebe Titanic-Insassen. Auf den Monitoren kommt Werbung für Deo gegen Stress-Schwitzen, unten laufen die Schotten voll und das Orchester spielt die neuesten Hits dabei. Alles gut!

Quote machen ohne Schein

Also da gibt es ja welche, die lesen das Buch von Bohlen und sagen daraufhin: „Mensch, der ist Klasse!“.

Mag sein. Damit ist das Ziel der Verleger dann auch erreicht. Verkaufen. Ob das Buch vor allem Seelenverwandte gut finden, das hat sich bei mir zwar in einem Fall voll bestätigt, am Ende weiß ich aber nicht genau, wie zahlreich diese wirklich unter den Lesern bei solchen Büchern sind.

Denn die gerade angesprochenen Leser-Exoten mit dem tollen Charakter reichen natürlich nicht wirklich für schöne Verkaufszahlen. Wäre ja auch echt schlimm. Daneben gibt es also noch genug andere, z.B. den Promi-Fan und den „gewöhnlichen“ Leser. Da muss man sich doch fragen, was die Masse so antreibt. Sind wir wirklich alle so naiv und dumm? Nein, wir sind bequem und zerstreuen uns an den Belanglosigkeiten anderer. Das ist menschlich.

Und deshalb kann jeder Arsch heutzutage ein Buch schreiben, weil er weiss, dass es ihm aus der Hand gerissen wird, wenn er nur wenigstens einen C-Promi-Status erreicht hat. TV lässt grüßen, es beschallt uns ja jeden Tag. Und ich glaube, es wird richtig Schaden angerichtet, wenn Heilsbringern vorbehaltlos geglaubt wird, nur weil sie in der Öffentlichkeit bekannt sind…

Wirklich schlimm aber, wenn es gerade Unsympathen gelingt, Quote zu machen. Denn die Vorbildwirkung tut immer ihr Übriges. Schließlich muss man nur so sein, wie einem vorgemacht wird. Dann hat man Erfolg! Und dieser Erkenntnis unterliegen regelmäßig alle, nicht nur unsere Kinder. Denn auch das ist menschlich.

Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass wir bei Gott bessere „Lehrer“ haben. Naja, mit Lehrern sollte man generell etwas vorsichtig sein. So als Deutscher. Aber wie sieht es denn mit einer Prüfung aus, bevor man seine Autobiografie der Menschheit unterjubeln darf? Schließlich braucht jeder Busfahrer den Schein zur Personenbeförderung…