Wie geht es „uns“ heute?

„Wie geht es uns heute?“, der Hausarzt fragt gerade. Ja, der Uralt-Witz: „Keine  Ahnung wie es Ihnen geht, mir geht es jedenfalls be…“, ist schon ein wenig abgenutzt. Beim Onkel Doktor war ich auch lange nicht und kann ihm auch keinen auf die Mütze geben, wenn er den Plural als Verharmlosung oder Beschwichtigung für eine schlimme Sache ranzieht, denn er macht das ja nur für seine ganz eigenen pädagogischen Zwecke.

In der Politik ist der ich-Plural „wir“ respektive „uns“ ein probates Mittel, andere, (die von ihrem Glück garnichts wissen) mit in der eigenen Argumentation zu vereinnahmen. OK, stellen „wir“ uns darauf ein:

Nicht genug Freiwillige nach Abschaffung des Zivildienstes da? „Wir“ werden das schon schaffen! „Wir“ spenden 1 Mill. Euro Richtung Somalia (reicht für eine Schüssel Reis oder drei Tage, siehe Anzahl der Flüchtlinge), kein Problem, „wir“ helfen ja. „Wir“ beschliessen den Atomausstieg und machen das abgefedert für die Multis (upps, die Milliarden dort wuerden etwa ein bis zwei Schnapper länger als drei Tage Essen am Horn von Afrika reichen). An sich komisch, aber da ja „wir“ uns dort engagiert haben, sind wir doch sauber, oder?

Möge die Macht der eigenen Einschätzung mit euch sein …