Lecken

Heute verrate ich euch ‚mal ein Geheimnis. Als kleines Knukind hab‘ ich einmal auf einem Zettel aufgeschrieben „Die Martina ist blöd.“, weil mich die Cousine so geärgert hat. Irgendwie war mir das damals wichtig, weil mir das gegen den Strich ging.

Heute ist das Cousinchen eine gute Freundin, und blickt man so auf seine Kindertage zurück, ist so eine Aktion nur noch eine spaßige Anekdote. Einerseits deshalb, weil man im Alter vielleicht klarer sieht. Oder weil man inzwischen erfahren hat, dass es schwerwiegendere Dinge gibt, die es verdienen, geändert zu werden. Viel von dem Scheiß im Erwachsenenleben entzieht sich leider der eigenen Beeinflussung. Naja, irgendwie frustrierend, aber bisschen ‚was kann man immer machen und manchmal kommt unverhofft auch ein Lichtblick dann.

Ich probiere jetzt jedenfalls ‚mal was. Jawohl! Alle die, die mich besonders ärgern, bekommen in Gedanken den Spruch verpasst: „Er lecke mich hinten!“. Das ist nämlich das Original vom Raubritter Götz von Berlichingen. Goethe hat das später etwas umformuliert. Nach diesem Spruch hat der Götz dann noch die Burg des Aristokraten angezündet, der ihn zuvor bei Kaiser Maximilian schlecht gemacht hat.

So war er eben, schlechte Manieren aber konsequent. Steht nicht in Wikipedia und weiß man, wenn man manchmal ein Buch aufschlägt und eben nicht seine ganze Zeit damit verbringt, hinterfotzig zu sein und andere schlecht zu machen…

Vor und hinter der Kamera

Hmm. Bei den Schauspielern ist es ja wie mit den Menschen. Da gibt es die, die man mag und welche offensichtlich mit der eigenen Einstellung besser zusammenpassen und dann die anderen.

Da gibt es die Anekdote, die der Schauspieler Ralf Bauer ‚mal von sich gegeben hat, welcher bei einem Casting von seinem Regisseur gehört haben soll: „Es ist doch eigentlich egal, wie man hinter der Kamera ist, Du musst vor der Kamera gut sein!“ Und genau der Meinung sei er eben nicht. Denn er sagt, man muss zwar vor, aber vor allem muss man hinter der Kamera gut sein, nämlich bei allem, was man so im wirklichen Leben verzapft.

Respekt, wenn Du wirklich so bist, lieber Ralf. Ich glaube schon, am besten natürlich, man kennt den Menschen wirklich. Aber das Knu stimmt dem Spruch voll zu.

Überlegt doch ‚mal, was euch im wirklichen Leben lieber wäre, wenn der jüngste Tag kommt. Die Gewissheit, dass man mit etwas Fairness es vielleicht doch zu dem einen oder anderen tollen Ding gebracht hat und aufrecht durch’s Leben gegangen ist. Oder die Gewissheit, dass man nur nach allen Seiten getreten hat und dass die anderen aber auch genau wissen, was für ein Schwein man war?

Da wähle ich doch Variante eins. Die is‘ mir irgendwie lieber. Schließlich sind „die anderen“ meistens auch nicht dumm und Menschen mit Gefühlen und Verstand. Manchmal begegnet man denen dann auf dem Weg nach unten und darf sich nicht wundern, wenn man auch getreten wird. Manchmal ist’s aber auch nur, damit man mit sich selbst im Reinen ist.

Gut sein, wenn keine Kamera läuft, nicht nur zum Schein also, das ist doch ein richtig großes Ding, oder?